100 Jahre – Aschauer Kirchenglocken
Jeder Aschauer hat die vertrauten, harmonischen Töne im Ohr, den Klang der Kirchenglocken der Katholischen Pfarrkirche Darstellung des Herrn. Inzwischen sind genau 100 Jahr vergangen, dass die 4 Stahlglocken beschafft wurden.
Das alte Geläute hatte 1917 wie alle Gegenstände aus Kupfer, Messing und „Reinnickel“ für Kriegszwecke abgeliefert werden müssen. Ursprünglich hingen im alten Südturm drei Glocken, im Nordturm eine. Von den neuen Glocken kamen zwei in den Nordturm („Herz-Jesu-Glocke“ mit 4529 kg, Stimmung „h“, „Salve-Glocke“, 2296 kg, „dis“) und zwei in den Südturm („12-Uhr-Glocke“, 1182kg, „fis“ und „11-Uhr-Glocke“, 765 kg, „gis“). Der Gesamtpreis für alle Glocken betrug 96500 Mark mit dem mitgelieferten Glockenstuhl sogar über 150000 Mark. In der Glockengießerei Apolda in Thüringen (die Gießerei bestand von 1722 – 1988) wurde das Geläut gegossen. Die größte Glocke stiftete Baron Theodor von Cramer-Klett. Am 19.September 1920 war es dann soweit und die 4 Glocken aus „Kriegsstahl“ wurden mit festlich geschmückten Pferdefuhrwerken vom Bahnhof abgeholt, zum Kirchplatz gefahren und geweiht, am 24. dann feierlich aufgezogen. Dabei riss bei einer kleineren Glocke das Hanfseil, die Glocke stürzte zu Boden, erlitt aber keinen Schaden. Zum Glück gab es auch keine Verletzten.
Die größeren Glocken waren mit den Stahlseilen aufgezogen worden. Die Anspannung war am 30. September dann groß, fand doch der erste Probebetrieb statt: „Herrliches Geläute“, schrieb Lehrer Hickl aus Stein. Für das Läuten aller vier Stahlglocken waren acht Mann notwendig. Bei Beerdigungen war es üblich, dass die Nachbarburschen läuteten. Man kann sich vorstellen, dass es hierbei oftmals recht lustig zuging. Pfarrer Hupfauer spricht von Unfug. Schließlich wurden für 0,50 Reichsmark pro Mann eigene „Läuter“ angestellt. 1932 stiftete der Mesner Christian Weikl ein elektrisches Läutwerk, die Kosten dafür lagen bei 4900 Mark. Bei der neuerlichen Glockeneinziehung für Kriegszwecke im Jahr 1942 blieb die Aschauer Pfarrkirche verschont, weil die Stahlglocken nicht geeignet waren. Seit 100 Jahren erklingt nun der herrliche Klang des Geläuts bei festlichen, freudigen wie traurigen Anlässen, ja zum Gedenken und als Sammelruf zum Gottesdienst.
Zusammen mit dem Kirchweihfest am Sonntag, 18. Oktober, feiert die Pfarrei das Glockenjubiläum mit einem Festgottesdienst um 10:00 Uhr und anschließendem, etwa halbstündigem Konzert für Orgel und Glocken (ab ca. 10:50 Uhr). Christine Klinger interpretiert u.a. Werke von Dietrich Buxtehude und Johann-Sebastian Bach an der vor 20 Jahren geschaffenen Pemmer-Orgel.
R.Wörndl / H. Reiter / P. Janßen